Spanienrückkehrer

lundi 24 novembre 2014

Hola, eine lange Geschichte, aber ich versuche sie so kurz wie möglich zusammen zu fassen.

Voriges Jahr im August wurde ich gekündigt, Krach mit dem Arbeitgeber, aber generell hatte der eh zu wenig Arbeit.

Theoretisch hätte ich da schon Arbeitslosengeld bekommen müssen, aber da ich mit meiner Frau nach Spanien ziehen wollte - sie wollte ihren erkrankten Vater dort pflegen - und dort schon vorsorglich ein Gewerbe angemeldet hatte, welches etwas später starten sollte, hat mir das deutsche Arbeitsamt das ALG I verweigert.

Im September waren wir also in Spanien, und kamen durch die Rente meines Schwiegerpa auch erst mal über die Runden, bis ich Arbeit gefunden hatte. Glasfaserkabel für die Telekom in Süddeutschland verlegen.

Bereits Ende November verstarb Schwiegerpa viel zu früh. Es folgte eine Winterpause.

Nun, ich ging dann weiter auf Montage, bis die Firma im März auch diese Arbeiten einfach einstellte. Ich versuchte es dann in Spanien direkt, hatte auch ein paar kleine Aufträge, aber die Wirtschaftslage dort ist übel, keiner baute, niemand wollte auch nur einen müden Euro ausgeben, obwohl ich als Elektriker durchaus gute Arbeit ablieferte.

Im Juni bekam ich eine Lungenentzündung, die, falsch behandelt, immer schlimmer wurde.

Im August wollten wir zurück nach D, ich wegen einer Behandlung, meine Frau deswegen, weil sie ohne ihren Vater nichts mehr dort hielt.

Da uns das Geld langsam ausging, baten wir die Deutsche Botschaft bzw die Konsulate um Hilfe.

Die lehnten ab, wir sollten uns gefälligst selbst helfen.

Im September bekam ich fast keine Luft mehr und musste noch in Spanien in ein Krankenhaus. Nach über einer Woche haben die endlich mal da nachgeschaut, wo es mir die ganze Zeit schon weh tat, und einen Abszess wegoperiert, dazu eine grosse Menge Eiter aus der Lunge abgesaugt.

NACH der OP bekam ich Fieber, welches immer mehr stieg. Ich vermute, es lag an viel zu viel Paracetamol, welches die mir verabreichten. Obwohl das ja gegenteilig wirken sollte... aber es gibt ja auch Menschen, die das nicht vertragen.

Ich brach die Behandlung ab, verkaufte mühsam ein paar Sachen weit unter Wert und bekam damit ein Busticket nach Freiburg zusammen.

Anfang Oktober kam ich an, meldete mich Arbeitslos, und ging parallel in die Uniklinik.

Dazu hatte ich schon ein Schreiben in der Tasche, dass ich bei einer Freiburger Firma eine Umschulung machen kann mit der Aussicht auf einen Job.

Bereits nach einer Woche schmiss man mich aus dem Krankenhaus raus, man hatte die richtigen Antibiotika gefunden, und mir gings ohne eine befürchtete weitere OP schlagartig deutlich besser.

Da in D ohne festen Wohnsitz landete ich erst mal in der Obdachlosenunterkunft, der Oase, wo auch die Aussenstelle des Jobcenters untergebracht ist.

Der zuständige Sachbearbeiter dort strotzte vor Unkenntnis, schickte mich sogar zum Amt wegen ALG I, er wusste nicht, dass für die Berechnung zwei Jahre zählen und nicht die letzten drei, dann bestätigte er mir auf Nachfrage, dass ich durchaus krankenversichert bin und zum Arzt gehen kann wegen weiterer Antibiotika. Die Krankenkasse wusste von nichts, ich habe mich quasi selbst dort eingetragen, aber bis das klar war hatte ich zwei Tage keine Antibiotika schlucken können, weswegen meine Blutwerte rapide schlechter wurden.

Nun, ich hab mich trotzdem wieder berappelt. Und der Sachbearbeiter hat eine Dienstaufsichtsbeschwerde am Hals, ich werte die Falschaussage als fahrlässige wenn nicht gar vorsätzliche Körperverletzung.

Ende Oktober haben wir dann gerade soviel Geld aufgetrieben, dass auch meine Frau mit dem Hund im Auto nachkommen konnte. Eine Cousine meiner Frau kam ebenfalls mit aus Spanien, da auch diese in ihrer Boutique kein Geld mehr verdiente.

Wir mussten quasi den kompletten Hausrat, den wir hatten, in Spanien zurück lassen, kein Geld für einen Umzug, und der Vermieter stand wegen ausstehender Mieten fast täglich vor der Tür und bedrohte zuletzt sogar meine Frau.

Jetzt ging es weiter: Für die Frauen und mich, dazu noch ein Hund, gab es keine geeignete Unterkunft. Ich drohte in der Oase Freiburg auch wieder zu erkranken, da die hygienischen Zustände dort den Charme eines Bahnhofsklos hatten, und die Matratzen durchaus zu schimmeln neigen.

Wir suchten also übergangsweise für uns alle gemeinsam eine Ferienwohnung.

Parallel natürlich auch eine bezahlbare dauerhafte Wohnung.

Letzteres ist im Raum Südbaden, also Freiburg, Lörrach etc, fast schon eine Kunst. Der Wohnungsmarkt ist dicht.

Wir fanden eine Wohnung, für die wir einen Mietvertrag bekommen konnten.

Die gehörte zum Nachbarlandkreis Lörrach, weswegen wir in Lörrach beim Jobcenter anfragten, ob die die Kosten übernehmen.

Abgelehnt, lächerliche 30 Euro zu teuer. Dass ich ja Arbeit in Aussicht hatte interessierte nicht.

Stattdessen stellte Lörrach fest, dass unsere Pension / Ferienwohnung ja auch in derem Landkreis liegt und hat direkt unsere Fälle komplett übernommen.

Mit der Folge, dass den beiden Frauen die vorläufigen Tagegelder in Freiburg nicht mehr gezahlt wurden, und Lörrach nichts auszahlte, so dass wir fast eine Woche hungern mussten, bis über Sozialanwalt und Sozialgericht endlich Geld auf dem Konto ankam. Und da auch zu wenig, da Lörrach mal eben die Zeit "vergessen" hat, in der Freiburg zuständig war.

Direkte Folge: ich musste meine Umschulung unterbrechen, mangels Geld, das noch von Freiburg bewilligte Fahrgeld kam übrigens auch erst mit deutlicher Verspätung an.

Nun kann ich das Praktikum zwar fortsetzen, aber mit der Festanstellung wird es mal mindestens zwei, drei Wochen später.

Zumal ich die zuvor abgelehnte Wohnung auch deswegen brauchte, um mit einem festen Wohnsitz ein polizeiliches Führungszeugnis beantragen zu können, welches zwingend nötig ist für den Job. Aber solche Fakten haben das Jobcenter einfach nicht interessiert.

Da wird es eine Klage geben wegen entgangenem Verdienst.

Eine weitere, weil die eifrige Mitarbeiterin des Jobcenters nichts eiligeres zu tun hatte als die Ferienwohnung als festen Wohnsitz einzutragen. Mit der Folge, dass dort in den nächsten Tagen Post vom Jobcenter einlief und für jeden sichtbar auf der Treppe lag. Verletzung des Datenschutzes / Briefgeheimnis.

So, nachdem das Sozialgericht - erfolglos - schon tätig war, die Wohnung ist jetzt weg, wird das Jobcenter auf einmal freundlicher. Die müssen jetzt die deutlich teurere Ferienwohnung zahlen. Irrsinn.

Und wir suchen weiter händeringend eine Wohnung, was nicht so einfach ist.

Soweit für den Moment erst mal.



Bittere Erkenntnis: Wenn Deutsche im Ausland in Not geraten, hilft Deutschland nicht. Unfassbar, dass man sich freiwillig sagen wir mal irgendwo im nahen Osten kidnappen lassen muss, bevor Deutschland mal über Hilfe nachdenkt. Verhungert man in Spanien, ist man aber selbst schuld...




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